Acanthosis nigricans

Zuletzt aktualisiert: 2023-03-30

Autor(en): Rahel Bianchi

ICD11: -

Janovsky, 1890 und Politzer/Unna, 1890, Schwartz, 1981, Curth, 1951

Dystrophia papillaris pigmentosa, Schwarzwucherhaut, Acral acanthotic anomaly, Adipositas-assoziierte Acanthosis nigricans

Gelblich bis braun-schwarz verfärbte hyperkeratotische, symmetrisch angeordnete Hautveränderungen mit möglicher papillomatöser und verruköser Präsentation im Verlauf, welche in 80% zur benignen Form der Erkrankung gehören und eine Vielzahl an Auslösern aufweisen können, wobei die Äthiopathogenese weiterhin unklar bleibt.

  • 80% der Acanthosis nigricans gehört zur benignen Form
  • Generell bei beiden Geschlechtern gleich häufig vorkommend
  • Manifestation in allen Altersgruppen, wobei sich die Veränderungen der Acanthosis nigricans benigna häufig bereits im Kindes- und Jugendalter entwickeln und nach der Pubertät kein Fortschreiten zeigen und die Acanthosis nigricans maligna sich häufig erst im Erwachsenenalter zeigt, besonders nach dem 40. Lebensjahr.
  • Formen, denen eine genetische Grunderkrankung zugrunde liegt, zeigen sich häufig bereits im Kindes- und Jugendalter.
  • Häufiger betroffen sind dunkelhäutige und adipöse Patienten
  • Die Acantosis nigricans benigna wird unregelmässig autosmal-dominant vererbt.
  • Patienten mit einer akralen Acanthosis nigricans sind ansonsten gesund
  • Die maligne Form der Acanthosis nigricans kann bei ca. 20% der Patienten der malignen Entwicklung vorangehen.
  • Tumore der Patienten mit Acanthosis nigricans maligna sind zu 60% im Magen, bei 30% im sonstigen Abdominalraum und nur bei 10% nicht abdominal lokalisiert. Vorherrschend sind Adenokarzinome, welche generell eine hohe Malignität aufweisen.
  • Generell zeigt sich eine Acanthosis nigricans bei gut 2 von 12’0000 Krebspatienten. Bei Karzinomen im Thorax- und Abdominalraum ist es ein Patient von 35.

  • Paraneoplastisch (Acanthosis nigricans maligna)
  • Nicht-paraneoplastisch (Acanthosis nigricans benigna)
    • Idiopathisch
    • Reaktiv bei Adipositas (Pseudoacanthosis nigricans)
    • Medikamentös
    • Bei endokrinologischer Grunderkrankung
    • Bei genetischer Grunderkrankung (hereditäre Acanthosis nigricans
    • Akrale Acanthosis nigricans (akrale akanthotische Anomalie)
    • Unilaterale /Naevoide Acanthosis nigricans

  • Die Ätiopathogenese unterscheidet sich je nach Form der Acanthosis nigricans. Generell wird eine Aktivierung von Wachtumsfaktoren und insb. von Wachstums-fördernden Rezeptoren (EGFR, IGFR, FGFR) postuliert, was wiederum einen antiapoptotischen und mitogenen Effekt auf die Keratinozyten hat.
  • Diskutiert wird zudem der Einfluss von Tyrosinkinase-Rezeptoren auf den Basalzellen der Epidermis.
  • Bei der genetischen Form kommt es aufgrund des jeweiligen Gendeffekts zu einer Aktivierung, die nicht nur Keratinozyten, sondern auch Fibroblasten aktivieren. Mit einer Acanthosis verbundene Erkrankungen sind:
  • Besonders bei der paraneoplastischen Acanthosis nigricans findet sich eine Aktivierung von verschiedensten Wachstumskaskaden. So findet sich häufig ein erhöhtes TNF-alpha, ein erhöhter Fibroblasten-Growth-Faktor und ein erhöhter Insulin-like-Growth-Faktor
  • Bei der medikamenten-induzierten Form zeigt sich eine Interaktion der jeweiligen Medikation mit dem Lipidstoffwechsel sowie eine Überstimmulation der Rezeptortyrosinkinase. Als auslösende Medikamente agieren können: systemische Glukokortikoide, Nikotinsäure, Östrogene, Insulin, Methyltestosteron, orale Kontrazeptiva, Fusidinsäure oder Folsäureantagonisten.
  • Zur Bildung der Pseudoacanthosis nigricans kommt es durch eine Kombination von Adipositas, edokrinen Störungen sowie einer genetischen Prädisposition.
  • Die Acantosis nigricans kann zudem durch Tumoren mit Einfluss auf den Hormonstoffwechsel hervorgerufen werden wie z.B. bei Tumoren der Hypophyse, des Ovars oder der Nebenniere. Eine Akromegalie ist so z.B. von einer Acanthosis nigricans begleitet.

  • Initial gelblich bis braun-schwarz verfärbte hyperkeratotische, symmetrisch angeordnete Hautpartien, die sich im späteren Verlauf verrukös bis papilomatös und mit unscharfer Begrenzung präsentieren und im Zentrum die stärkste Ausprägung aufweisen. Zum Rand hin zeigt sich ein Auslaufen der hyperkeratotischen oder verrukösen Hautveränderungen in eine Hyperpigmentierung, welche in die normale Haut übergeht.
  • Bei der benignen Form kann sich eine Papillenhyperplasie der enoralen Schleimhaut zeigen.
  • Bei sehr stark ausgebildeter Hyperkeratosen besonders im Zentrum der Hautveränderung kommt es zu hahnenkammähnlichen Leisten sowie zur Ausbildung von Papeln und fein lichenifizierten Plaques. Hierbei handelt es sich gerade bei schneller Entstehung um ein Zeichen einer Acanthosis nigricans maligna, wobei auch Mazerationen, die sich häufig intertriginös ausbilden zu deren Bildung beitragen. Bei Schleimhautbefall zeigen sich flächige, leukoplakische und nur selten pigmentierte Veränderungen. Verruköse Veränderungen sind selten. Selten ist auch eine Cutis verticis gyrata bei der Acanthosis nigricans maligna auffällig. Papilomatös-hyperkeratotische Veränderungen der Palmae und Plantae sowie der Finger-Beugeseiten geben der Haut einen Samt-artigen Aspekt und sind begleitet von Zehen mit Pachydermodaktylie („Tripe palms“), wobei dies Zeichen eines malignen Geschehens sein können. Initial fallen hier unregelmässige Handleisten auf. Weiter imponiert zudem häufig ein Leser-Trélat-Zeichen bei der malignen Form. Eine vermehrte Ausprägung sowie Juckreiz sprechen ebenfalls eher für eine maligne Grunderkrankung als Ursache der Hautsymptomatik. Mit dem Tumor assoziierte paraneoplastische Hautveränderungen könne zusätzlich auftreten.
  • Bei der Pseudoacanthosis nigricans ist nebst der klassischen Präsentation eine Hyperhidrose auffällig. Sind nicht-intertriginöse Hautareale betroffen ähnelt das Bild einer Papillomatosis confluens et reticularis Gougerot Carteaud. Bei langem Bestehen der Erkrankung kommt es in den Intertrigines zu flachen oder pendulierenden Fibromen. Pruritus ist selten.
  • Bei der akralen Acanthosis nigricans kommt es zu samtartigen Hyperkeratose an Hand- und Fussrücken. Die Betroffenen sind ansonsten komplett gesund, sodass keine weiteren Auffälligkeiten gesehen werden können.
  • Generell ist bei den Betroffenen Patienten beider Formen eine Xerosis cutis auffällig.
  • Gewisse Patienten klagen über ausgeprägten Juckreiz.

  • Medikamentenanamnese
  • Klinik
  • Bei Hinweis auf die maligne Form Suche des Karzinoms mit Fokus auf das Magenkarzinom

  • Das gesamte Integument kann betroffen sein.
  • Häufig treten Hautveränderungen in den Intertrigines auf (Axilla, laterale Nacken- und Halspartie, Inguinal- und Genitoanalregion.
  • Weniger häufig betroffen sind die Augenlider, die Nasenlöcher, Ellenbeugen und Kniekehlen sowie die Umbilikalregion.
  • Bei der Acanthosis nigricans maligna zeigen sich Hautveränderungen en Palmae, Plantae, an der enoralen Schleimhaut sowie der Zunge.
  • Selten sind enorale Veränderungen auch bei genetisch bedingten Grunderkrankungen zu sehen.
  • Bei PCOS-Patientinnen ist häufig die Vulva betroffen.
  • Bei der akralen Akantosis nigricans sind Hand- und Fussrücken verändert.

Irritation bei starker Ausprägung

Eine Prophylaxe existiert nicht.

  • Bei Behandlung der Ursache ist eine komplette Regredienz der Hautveränderung erreichbar.
  • Die Acanthosis nigricans maligna kehrt häufig mit dem Tumorrezidiv ebenfalls zurück.
  • Generell spricht eine Acanthosis nigricans maligna für eine fortgeschrittenes Karzinomstadium.

  1. Altmeyer Enzyklopädie, Kapitel Acanthosis nigricans, Acanthosis nigricans benigna, Pseudoacanthosis nigricans, Akrale Acanthosis nigricans, Medikamenten-induzierte Acanthosis nigricans
  2. Braun-Falco 5 Auflage, Kapitel Benigne epitheliale Tumoren, S.1244 - 124
  3. Fitzpatrick, 8th Edition Kapitel Skin Manifestations of Internal Organ Disorders, S. 1882-1884