Kutane Diphtherie

Zuletzt aktualisiert: 2023-10-25

Autor(en): Navarini A.A.

ICD11: -

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, verursacht durch das gram-positive Bakterium Corynebacterium diphtheriae. Sie manifestiert sich primär in den Atemwegen oder der Haut und kann zu ernsten gesundheitlichen Komplikationen führen. 

Infektion durch Corynebacterium diphtheriae, Bakterielle Rachenentzündung, Hautdiphtherie

Obwohl in vielen Ländern durch Impfungen selten geworden, gibt es weiterhin Ausbrüche, besonders in Gegenden mit niedrigen Impfraten. Verarmte Gemeinschaften, insbesondere Obdachlose und Drogenkonsumenten, sind häufiger betroffen.

Diphtherie kann in Atemwegs-, kutane (Haut-) oder systemische Formen eingeteilt werden. Die Schwere kann von mild bis lebensbedrohlich variieren.
Es gibt unterschiedliche Formen der Hautdiphtherie:

  • Wunddiphtherie (Erregereintritt auf einer vorbestehenden Wunde)
  • Primäre Hautdiphtherie (Eintritt des Erregers über die gesunde Haut)
  • Sekundäre Hautdiphtherie (Autoinokulation der Haut bei vorbestehender Diphtherie)
     

Der Erreger, Corynebacterium diphtheriae, produziert ein Toxin, welches Gewebeschäden verursacht und sich negativ auf Organe wie das Herz und die Nieren auswirken kann. Die Erreger dringen in kleine Hautläsionen durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion ein, auch durch infiziertes Material.

Primär betroffen sind die Atemwege und die Haut. Bei der Hautdiphtherie können verschiedene Körperstellen betroffen sein. Bei der Wunddiphtherie kann es jede beliebige Körperstelle sein, bei der primären Hautdiphtherie vor allem die unteren Extremitäten und bei der sekundären Hautdiphtherie vorbestehende ekzematöse Hautveränderungen.

Abhängig von der Form können Symptome Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber, und eine charakteristische zähe Membran im Rachenbereich beinhalten. Hautmanifestationen können ulzerative Läsionen mit grau-weißer Membran sein.

Diagnose basiert auf klinischen Symptomen, Kultur von C. diphtheriae aus Atemwegs- oder Hautproben und Toxinnachweistests. Spezifische Diagnosemerkmale für die Hautdiphtherie sind membranöse Beläge und der Bakteriennachweis durch Methylenblaupräparat (Anordnung wie in «chinesischen Schriftzeichen») und kulturell.

Systemische Antibiose mit Penicillin. Bei Penicillin-Allergie kann Erythromycin verwendet werden.

Ein Patient kann einen kürzlichen Kontakt mit einer infizierten Person oder eine Reise in ein Endemiegebiet berichten. Nicht geimpfte oder unterimmunisierte Personen sind besonders gefährdet.

Ohne Behandlung kann Diphtherie zu Myokarditis, Neuropathie, Atemversagen und Tod führen. Bei kutanem Befall werden nur geringste Mengen an Toxin aufgenommen, wodurch systemische Toxinwirkungen selten sind. 

Mit rechtzeitiger und angemessener Behandlung ist die Prognose gut. Komplikationen können jedoch langfristige Auswirkungen haben.

Die effektivste Prävention für kutane Diphterie ist Hygiene und Vermeidung von Hautverletzungen. Gegen die systemischen Schäden durch zirkulierendes Toxin hilft die Impfung gegen Diphtherie, welche in vielen Ländern routinemäßig im Kindesalter empfohlen wird.

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