Vogt-Koyanagi-Harada-(VKH)-Syndrom

Zuletzt aktualisiert: 2025-04-08

Autor(en): Navarini A.A.

ICD11: -

  • Harada-Krankheit
  • Harada-Syndrom
  • Okulokutanes Syndrom
  • Uveo-Enzephalitis
  • Uveomeningoenzephales Syndrom
  • Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom
  • Vogt-Koyanagi-Syndrom

Das Vogt-Koyanagi-Harada-(VKH)-Syndrom ist eine seltene, autoimmune, granulomatöse Multisystemerkrankung, die sich gegen Melanozyten richtet. Charakteristisch ist eine bilaterale granulomatöse Panuveitis mit Beteiligung weiterer melaninreicher Gewebe wie der Meningen, der Innenohren sowie Haut und Haare. Klinisch manifestiert sich das VKH-Syndrom in Phasen: Nach einem Prodromalstadium mit unspezifischen Allgemeinsymptomen folgen die akute uveitische Phase mit beidseitiger Sehverschlechterung und entzündlichen Netzhautablösungen, später depigmentierende Veränderungen an Auge („Sunset-Glow-Fundus“) sowie Haut und Haaren. Entscheidend ist das Fehlen eines vorausgehenden Augentraumas oder operativen Eingriffs (Abgrenzung zur sympathischen Ophthalmie).

VKH ist weltweit selten, tritt jedoch gehäuft bei dunkel pigmentierten Ethnien auf. Besonders betroffen sind Personen ost- und südostasiatischer Herkunft, ebenso Menschen aus dem Mittleren Osten, Indien, Mittel- und Südamerika. In Japan verursacht VKH ca. 7–8% aller Uveitiden; in Europa und Nordamerika ist der Anteil deutlich geringer. Typischerweise erkranken junge Erwachsene im Alter von 20–50 Jahren, mit leichtem Frauenüberhang. Genetische Faktoren spielen eine Rolle: Eine Assoziation mit HLA-DR4-Allelen (insbesondere HLA-DRB1*04:05) wurde bei asiatischen Patienten nachgewiesen. Die Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung ist sehr niedrig, genaue Zahlen variieren regional. Trotz ethnischer Häufung kann VKH theoretisch in allen Bevölkerungsgruppen auftreten, weshalb bei entsprechender Klinik die Diagnose auch bei nicht-pigmentierten Patienten in Betracht gezogen werden sollte.

Nach dem Ausmaß der systemischen Beteiligung wird dieses Syndrom in komplettes, inkomplettes und wahrscheinliches (probables) VKH unterteilt. Ein komplettes VKH liegt vor, wenn neben den obligaten beidseitigen Augenbefunden sowohl neurologisch/audiologische als auch kutane Manifestationen auftreten. Beim inkompletten VKH sind ebenfalls beide Augen betroffen, jedoch nur eine der beiden extraokulären Komponenten (entweder meningeal/audiologisch oder kutan). Ein wahrscheinliches VKH bezieht sich auf den Sonderfall, dass ausschließlich die typischen okulären Veränderungen vorhanden sind (keine Haut- oder neurologischen Symptome), was in der Praxis selten ist.


Alternativ wird das VKH-Syndrom phasisch eingeteilt: Prodromalstadium (grippeähnliche Symptome, Kopfschmerzen, Meningismus), Akutphase (bilaterale granulomatöse Uveitis mit serösen Netzhautablösungen), Konvaleszenzphase (chronische Uveitis mit Depigmentierungen an Augenhintergrund und Haut/Haaren) und ggf. chronisch-rezidivierende Phase mit wiederkehrenden Entzündungsschüben. Diese Verlaufsform unterstreicht die Dynamik der Erkrankung und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Therapie.

Das VKH-Syndrom entsteht durch eine fehlgeleitete Immunantwort gegen körpereigene melanocytäre Antigene. Pathogenetisch steht eine T-Helfer-1 und T-Helfer-17 vermittelte Autoimmunreaktion im Vordergrund, gerichtet z.B. gegen Tyrosinase-assoziierte Proteine in Melanozyten der Uvea, Haut und Haarfollikel. Histologisch zeigt sich eine nicht-nekrotisierende granulomatöse Entzündung. Genetische Prädisposition (starke Assoziation mit HLA-DR4-Subtypen wie HLA-DRB104:05 und HLA-DRB104:01) begünstigt die Erkrankung. Als mögliche auslösende Umweltfaktoren werden virale Infektionen diskutiert – etwa durch Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus oder neuere Berichte zufolge auch SARS-CoV-2 – die bei genetisch empfänglichen Individuen einen autoimmunen Verlust der immunologischen Toleranz gegenüber Melanozyten triggern könnten. Infolgedessen infiltrieren aktivierte T-Lymphozyten melaninhaltige Gewebe und führen zur Zerstörung der Melanozyten (vergleichbar einer „systemischen Vitiligo“). Immunhistochemisch finden sich proinflammatorische Zytokine (IL-6, IL-17, IFN-γ, TNF-α) im entzündeten Gewebe. Die genauen Mechanismen sind Gegenstand aktueller Forschung (z.B. Veränderungen im miRNA-Profil der Immunzellen), aber insgesamt wird das VKH als prototypische autoimmune granulomatöse Multiorganerkrankung verstanden.

Augen: Leitsymptom ist eine beidseitige Sehstörung mit Augenrötung, Photophobie und Schmerzen infolge einer granulomatösen Panuveitis. Typisch in der Akutphase sind multifokale seröse Netzhautablösungen, Papillenödem und diffuse Choroiditis; Patienten bemerken unscharfes Sehen, „Mouches volantes“ und ggf. Gesichtsfeldausfälle. Unbehandelt entwickelt sich nach Wochen ein chronisches Stadium mit Depigmentierung der Fundushintergrund-Pigmentierung („Sunset-Glow-Fundus“) und Vorderabschnitts-Beteiligung (chronische Iridozyklitis, Katarakt).


Neurologisch/Audiologisch: Bereits in der Prodromalphase treten oft Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Abgeschlagenheit auf, was einem aseptischen Meningismus entspricht. Viele Patienten haben Tinnitus, Ohrgeräusche oder einen leichten Hörverlust. Schwindel kann vorkommen. Diese neurologisch-otologischen Symptome gehen der Augenbeteiligung oft um einige Tage voraus oder begleiten die frühe Uveitis. In der Regel klingen sie unter Therapie ab; ausgeprägte neurologische Defizite sind selten.


Kutanes System: Typischerweise entwickeln sich einige Wochen bis Monate nach dem akuten Augenbefund Haut- und Haarveränderungen. Symmetrische Vitiligo-artige Depigmentierungen der Haut sind häufig (oft Gesicht, Nacken oder Rumpf, teils segmental verteilt). Auffällig ist eine Poliosis, d.h. eine plötzliche Weißfärbung von Haaren – klassischerweise der Wimpern, Augenbrauen und manchmal des Kopfhaares (Canities praecox). Zudem kann eine nicht vernarbende Alopezie auftreten, meist areata-ähnlich mit lokalen Haarverlustarealen. Diese dermatologischen Zeichen markieren die Konvaleszenzphase und bestätigen retrospektiv die VKH-Diagnose, da sie in der frühen Akutphase meist noch fehlen. Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Übelkeit können im Prodromalstadium bestehen, sind aber unspezifisch.

Die Diagnose wird klinisch gestellt und erfordert eine interdisziplinäre Bewertung (Augenheilkunde, Neurologie, Dermatologie). Augenuntersuchung: Ophthalmoskopisch zeigen sich die beschriebenen Uveitiszeichen (choroidale Depigmentierungen, seröse Netzhautabhebungen, später „Sunset-Glow“-Fundus). Die Spaltlampenuntersuchung kann eine granulomatöse vordere Uveitis mit Busacca-Knötchen zeigen. Fluoreszenzangiographie der Netzhaut enthüllt multiple punktförmige Leckagen und diffuse Aderhautentzündung; die Indocyaningrün-Angiographie und OCT (Optische Kohärenztomographie) zeigen eine Verdickung der Aderhaut in der Akutphase. Ein charakteristisches frühes Zeichen ist das Sugiura-Zeichen (depigmentierter Limbussaum an der Iris). Liquordiagnostik: Eine Lumbalpunktion kann eine lymphozytäre Pleozytose nachweisen (häufig in der Frühphase, jedoch nicht obligat), bei fehlenden anderen Befunden für Infektionen. Audiometrie: kann einen sensorineuralen Hörverlust objektivieren. Dermatologie: Die Haut- und Haarveränderungen sind meist klinisch eindeutig; eine Biopsie einer frischen vitiliginösen Läsion würde eine entzündliche Depigmentierung bestätigen (siehe Dermatopathologie).


Die revidierten internationalen Diagnosekriterien (z.B. nach Read et al.) verlangen: (1) keine vorangegangene Augentrauma/Operation; (2) beidseitige granulomatöse Uveitis (mit typischen Befunden wie diffuse Choroiditis und serösen Netzhautablösungen oder späterer Sunset-Glow-Fundus); (3) Neurologische Zeichen (Meningismus oder nachgewiesene Liquorzellzahlerhöhung) oder Audiologische Beteiligung (Tinnitus/Hörverlust); (4) oder kutane Zeichen (Poliosis, Vitiligo, Alopezie) typischerweise in der Spätphase. Komplettes VKH erfüllt alle Kriterien, inkomplettes eines der extrauveitischen Kriterien, probables keines davon. Wichtige Laboruntersuchungen dienen zum Ausschluss von Differentialdiagnosen (insb. Syphilis-Serologie, Quantiferon-TB-Test, Sarkoidose-Diagnostik). Ein MRT des Schädels ist meist unauffällig bis auf evtl. Verdickungen der Choroidea; es hilft v.a. zum Ausschluss anderer Ursachen. Insgesamt stützt sich die VKH-Diagnose auf den typischen Symptomenkomplex und den Ausschluss anderer granulomatöser Uveitisursachen.

VKH betrifft bevorzugt melaninreiche Gewebe im gesamten Körper: Okulär ist vor allem die mittlere Augenhaut (Uvea) betroffen – insbesondere die Aderhaut (Choroidea) und das Retinalpigmentepithel, aber auch Iris und Ziliarkörper können entzündlich mitbeteiligt sein. Die resultierende Netzhautablösung entsteht durch entzündliches Exsudat unter der neurosensorischen Netzhaut. ZNS: Die Leptomeningen (weiche Hirnhäute) sind Ziel der Immunreaktion, was zum aseptischen Meningitisbild führt. Innenohr: Strukturen mit Melanozyten, etwa die Stria vascularis in Cochlea und Vestibularapparat, erklären Tinnitus und Hörminderung. Haut: Die depigmentierten Läsionen (Vitiligo) treten häufig im Gesicht (insbesondere periorbital), am Nacken und oberen Rücken sowie an den oberen Extremitäten auf. Sie sind meist multipel und symmetrisch verteilt, in einigen Fällen aber auch segmental entlang von Dermatomen. Haare: Poliosis betrifft typischerweise die Wimpern und Augenbrauen, oft auch partielle Areale des Kopfhaares (Schläfenregion). Die alopezischen Areale treten vorwiegend am Kapillitium (Skalp) auf und sind nicht vernarbend. Insgesamt sind die kutanen Manifestationen generalisiert möglich, konzentrieren sich aber häufig auf Kopf- und Halsregion. Wichtig: Die Veränderungen sind in der Regel bilateral (z.B. beidseitige Poliosis der Wimpern), was die systemische Genese unterstreicht.

Patienten schildern initial unspezifische Beschwerden: z.B. eine 30-jährige Patientin (asiatischer Hintergrund) berichtet über einige Tage anhaltende Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Nackenschmerzen nach einer „grippalen“ Episode. Zudem treten Ohrgeräusche (Tinnitus) auf. Etwa eine Woche später bemerkt sie eine rasch progrediente beidseitige Sehverschlechterung mit Lichtscheu und verschwommenem Sehen. Beim Augenarzt wird eine beidseitige Uveitis mit Flüssigkeitsansammlungen unter der Netzhaut festgestellt. Eine systemische Cortisontherapie wird eingeleitet, die Symptome bessern sich. Einige Monate danach fallen der Patientin helle Haarbüschel an den Augenbrauen und Wimpern auf; zudem entwickeln sich weiße Hautflecken an den Schläfen. Rückblickend berichtet sie, dass kein Augenverletzung oder -eingriff vorausging. Dieses Szenario ist typisch für das VKH-Syndrom: Nach einem Prodromalstadium (grippeähnliche Beschwerden mit Kopf-/Nackenschmerz und Tinnitus) folgt die akute Phase mit Augenbeteiligung. Im weiteren Verlauf manifestieren sich die dermatologischen Zeichen (Poliosis/Vitiligo), die die Verdachtsdiagnose bestätigen. Ohne adäquate Therapie können wiederholte Schübe mit erneuten Augenentzündungen und fortschreitender Sehverschlechterung in der Anamnese auffallen.

Histopathologisch zeigt die Haut in aktiven VKH-Läsionen Veränderungen ähnlich einer entzündlichen Vitiligo. In frischen depigmentierten Arealen finden sich eine deutliche Verminderung oder ein komplettes Fehlen von epidermalen Melanozyten sowie Zeichen der Melaninphagocytose: Dermal liegen vermehrt melaninbeladene Makrophagen (Melanophagen) vor, welche das freigesetzte Pigment aufgenommen haben. Begleitend sieht man ein perivaskuläres und periadnexielles, lymphozytäres Infiltrat in der oberen Dermis, das vorwiegend aus T-Lymphozyten besteht (mit geringem B-Zell-Anteil). Dieses Infiltrat konzentriert sich besonders rund um Haarfollikel und ekkrine Schweißdrüsen, also Stellen mit Melanozytenvorkommen, was den pathophysiologischen Fokus auf Melanozyten untermauert. Eine granulomatöse Organisation des Infiltrats kann vorkommen, ist aber in Hautbiopsien nicht immer nachweisbar. Haarfollikel: Bei betroffener Haarregion (Alopezie oder Poliosis) zeigen Biopsien eine lymphozytäre Inflammation um die Haarfollikel mit Austritt von Melanin in umgebendes Gewebe. Differenzialdiagnostisch fehlen Zeichen einer Vernarbung oder Basalmembranschädigung (wie sie z.B. bei Lupus vorkämen). Im Spätstadium gleichen die Hautläsionen einem narbenlosen Vitiligo-Gewebe: Melanozyten fehlen, das Entzündungsinfiltrat bildet sich zurück, und es verbleibt eine dauerhafte Depigmentierung. Insgesamt korrelieren die dermatopathologischen Befunde mit einem T-zellvermittelten Angriff auf kutane Melanozyten, analog zu dem Prozess im Auge.

Unbehandelt oder bei chronisch-rezidivierendem Verlauf kann das VKH-Syndrom zu erheblichen Komplikationen führen. Ophthalmologisch steht die Gefahr eines dauerhaften Sehverlustes im Vordergrund: Wiederholte oder chronische Uveitisschübe können zu Katarakt (durch Entzündung oder langzeitige Steroidtherapie), Glaukom (durch intraokuläre Drucksteigerung infolge Entzündung oder Steroide) und ausgedehnten Netzhaut- und Aderhautschäden führen. Insbesondere kann sich eine subretinale Fibrose bilden, die zu irreversibler Sehbeeinträchtigung führt. Auch choroidale Neovaskularisationen (CNV) sind beschrieben, welche die Makula bedrohen. Neurologisch können in seltenen Fällen anhaltende Kopfschmerzen oder ein chronischer Meningenreizzustand bestehen; meistens sistieren die neurologischen Symptome jedoch unter Therapie folgenlos. Audiologisch kann ein unbehandelter starker Befall der Innenohren zu bleibender Schwerhörigkeit führen, vereinzelt wurden Gleichgewichtsstörungen chronifiziert. Dermatologisch sind die Folgen v.a. kosmetischer Natur: Vitiligo und Poliosis können psychisch belastend sein; in seltenen Fällen repigmentiert die Haut nach erfolgreicher Immuntherapie wieder, meist bleiben jedoch persistierende weiße Areale zurück. Systemische Nebenwirkungen ergeben sich vor allem aus der Therapie (z.B. Langzeit-Kortikosteroide: Cushing-Syndrom, Osteoporose, Diabetes; Immunsuppressiva: Infektionsrisiko). Ohne adäquate Behandlung neigt das VKH zu Rezidiven und Übergang in eine chronische Entzündung, was die Komplikationsrate erhöht. Bei frühzeitiger, konsequenter Therapie lassen sich viele Komplikationen vermeiden.

Die Prognose des VKH-Syndroms hängt maßgeblich von der schnellen Diagnosestellung und adäquaten Therapieeinleitung ab. Unter frühzeitiger hochdosierter immunsuppressiver Behandlung ist die Sehprognose heutzutage relativ günstig: In vielen Fällen kann ein gutes Visusniveau erhalten oder wiedererlangt werden. Etwaige Hörminderungen bessern sich meist ebenfalls unter Therapie. Haut- und Haarveränderungen (Vitiligo, Poliosis) sind oft irreversibel, stellen jedoch primär ein kosmetisches Problem dar; eine partielle Repigmentierung ist möglich, insbesondere wenn die Entzündung rasch kontrolliert wird. Ohne Behandlung oder bei Therapieversagen verläuft VKH fast immer chronisch progredient mit wiederholten Uveitis-Schüben. In solchen Fällen kommt es langfristig zu erheblichen Visuseinbußen bis hin zur beidseitigen Erblindung, begleitet von dauerhaften Innenohrschäden. Die Lebensqualität kann durch Sehverlust und chronische Schmerzen stark beeinträchtigt sein. Bei adäquater Therapie ist die Erkrankung allerdings in vielen Fällen gut kontrollierbar: Nach der Akutphase kann oft in eine Ruhephase übergegangen werden. Allerdings benötigen viele Patienten eine lange immunsuppressive Erhaltungstherapie, um Rezidive zu verhindern. Insgesamt gilt: Je früher und aggressiver behandelt wird, desto besser die Prognose. Eine engmaschige interdisziplinäre Nachsorge ist wichtig, um Anzeichen eines Rückfalls sofort zu erkennen.

Eine Primärprävention des VKH-Syndroms ist bislang nicht bekannt, da exakte Auslöser und Pathogenesefaktoren nicht vollständig vermeidbar sind. Es gibt keine Impfung oder prophylaktische Maßnahme, die das Auftreten der autoimmunen Reaktion gegen Melanozyten verhindern könnte. Dennoch können Sekundärpräventionsmaßnahmen die Krankheitslast reduzieren: Entscheidend ist die frühzeitige Therapieeinleitung bereits im Initialstadium, um schwerwiegende Verläufe zu verhindern. Durch die sofortige hochdosierte Immunsuppression wird versucht, die Zerstörung melaninhaltiger Gewebe einzudämmen, bevor irreversible Schäden (z.B. an der Netzhaut) entstehen. Patienten mit bekannter VKH-Anfälligkeit (etwa positiver Familienanamnese oder bestimmter HLA-Konstellation) sollten bei ersten Symptomen (Sehstörungen, Meningismus) umgehend augenärztlich und neurologisch untersucht werden – eine schnelle Diagnose kann als präventive Maßnahme gegen Komplikationen betrachtet werden. Ebenso ist die Vermeidung von Verzögerungen in der Behandlung essenziell: Etwaige unklare Uveitis-Fälle sollten früh an Zentren überwiesen werden, um ein VKH rasch zu erkennen. Zwar lassen sich Trigger (wie banale virale Infekte) kaum vermeiden, aber ein hohes Bewusstsein bei Risikopopulationen kann zu früher Arztvorstellung führen. Insgesamt zielt die Prävention beim VKH darauf ab, durch konsequentes Management Folgeschäden (Erblindung, Taubheit) zu vermeiden. Eine spezielle prophylaktische Medikation vor Krankheitsausbruch gibt es nicht.

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